Ich wollte immer alles "in schön"

ANNA THUMSER VERABSCHIEDET SICH AUS DEM KIRCHENKREISJUGENDDIENST

"Ich fühle mich reich beschenkt": Anna Thumser verabschiedete sich aus dem Kirchenkreisjugenddienst. Foto: Andrea Hesse
"Ich fühle mich reich beschenkt": Anna Thumser verabschiedete sich aus dem Kirchenkreisjugenddienst. Foto: Andrea Hesse

Sie selbst bezeichnet es als eine ihrer Kernkompetenzen und vermutlich stimmen die meisten Menschen, die sie kennen, zu: „Ideen haben!“ Ideen haben und in jeder Situation ganz unvoreingenommen schauen, was gehen könnte – diese Bereitschaft zeichnet Anna Thumser aus.

In einem Jugendgottesdienst in der Langenhagener Elisabethkirche wurde die Diakonin im Kirchenkreisjugenddienst Burgwedel-Langenhagen jetzt aus ihrem Dienst verabschiedet. Sie bleibt jedoch im Kirchenkreis: Am 1. August beginnt Anna Thumser ihre Tätigkeit in der Krankenhausseelsorge mit jeweils einer halben Stelle im Klinikum Großburgwedel und in der Psychiatrie und Geriatrie in Langenhagen. „Das fühlt sich für mich nach einem Neuanfang an“, erzählt Thumser. „Gleichzeitig weiß ich aber schon einiges über das Arbeitsfeld Krankenhaus, und die Krankenhausseelsorge war auch ein Schwerpunkt in meinem Anerkennungsjahr.“ Sie freut sich sehr darauf, zukünftig ihre Leidenschaften für die Seelsorge und für die Medizin miteinander verbinden zu können.

"Ich durfte hier mit Rückendeckung groß werden"

Im Herbst 2009 kam Anna Thumser in den Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen; ihre Aufgabe als frisch ausgebildete Diakonin war es, das Projekt „Schulnahe Jugendarbeit“ aufzubauen. „Das war für eine Berufsanfängerin ganz schön krass“, erzählt sie. „Das Arbeitsfeld sollte neu entstehen, ich war für 18 weiterführende Schulen zuständig und es war ganz unklar, was dabei eigentlich herauskommen sollte.“ Anna Thumser traute sich dennoch und fand viel Rückendeckung und Unterstützung durch den damaligen Jugendwart Werner Bürgel und seine Kollegin Dorothee Lüdeke. „Ich durfte hier mit Rückendeckung groß werden“, erinnert sie sich – und das galt nicht nur für die Schulnahe Jugendarbeit, sondern auch für die Begleitung von Berufspraktikant*innen, für die Juleica-Ausbildung und für Freizeiten.

Superintendent Dirk Jonas (3. von rechts) gab Anna Thumser einen Segen mit auf den weiteren Weg. Foto: Andrea Hesse
Superintendent Dirk Jonas (3. von rechts) gab Anna Thumser einen Segen mit auf den weiteren Weg. Foto: Andrea Hesse

2019 gab Anna Thumser die Schulkooperative Jugendarbeit, wie sie mittlerweile hieß, ab; die Fülle an Aufgaben wurde einfach zu viel. Mittlerweile setzte sie einen Schwerpunkt in der Arbeit mit jungen Erwachsenen, einer Zielgruppe, die in der kirchlichen Wahrnehmung bislang wenig präsent war. Auch hier bewährte sich eine Strategie, die mit dem „Ideen haben“ eng verbunden war: „Wäre es nicht cool, wenn wir …“ fragte Thumser gerne in die Runde und stellte anhand der Reaktionen fest, ob ein neues Projekt von unten mitgetragen würde. So entwickelten sich auch die „Helden des Alltags“, Thementage und ein großes Theaterprojekt ganz wunderbar.

„Es war mir immer ein Anliegen, dass Menschen ihr Potenzial entdecken“, sagt Anna Thumser. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich auch die Juleica-Ausbildung des Kirchenkreisjugenddienstes unter ihrer Regie sehr erfolgreich – mit einer großen, stabilen Gruppe begeisterter Teamer*innen und ebenso begeisterten jungen Teilnehmer*innen, die die Tage in der Jugendherberge in Mardorf immer wieder als intensiv und berührend beschrieben. Das Vertrauen, das ihr dabei von allen Beteiligten entgegengebracht wurde, sei wie ein Geschenk gewesen, sagt Anna Thumser.

Ein Blick für die Dinge, die tief gehen

„Ich wollte immer alles ‚in schön‘“ – auch das erzählt die Diakonin. Dass sie mit diesem Wunsch wohl manchmal etwas zu vehement auftrat, ist ihr bewusst: „Anna, jetzt ist aber auch mal gut“, bekam sie zu hören, wenn sie, im Versuch Potenziale zu fördern, den Bogen überspannte. Trotzdem: „In schön“ wurde so etwas wie ein geflügeltes Wort in der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis, und so wurde auch im Verabschiedungsgottesdienst alles „in schön“ gestaltet.

Ein Blick für die Dinge, die tief gehen und ein offenes Ohr; das Anliegen, Übergänge im Leben bewusst wahrzunehmen und zu gestalten; fantasievolle Gottesdienste; große Freude an Gelungenem; das Bemühen um echte Partizipation; die Offenheit, Kirche neu und zukunftsfähig zu denken – all dies und mehr würdigten junge Menschen aus dem Kirchenkreis und Kolleg*innen Anna Thumsers in ihren Beiträgen im Gottesdienst. „Sie haben viele junge Menschen die Weite Gottes erfahren lassen“, dankte Superintendent Dirk Jonas mit Blick auf das von Anna Thumser zur Verabschiedung gewählte Psalmwort „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ (Ps. 31,9). „Wie wunderbar, dass Sie gehen und doch bleiben.“

„Ohne die Fülle des Erlebten könnte ich das Neue gar nicht antreten – ich habe das Gefühl großer Dankbarkeit“, sagte Anna Thumser selbst in ihren Abschlussworten. In der Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen habe sie erfahren, dass es möglich ist, gemeinsam Vielfalt zu schaffen, ohne das Eigene zu verlieren: „Ich fühle mich unglaublich reich beschenkt.“

Viele Wegbegleiter*innen feierten den Verabschiedungsgottesdienst mit Anna Thumser in der Elisabethkirche. Foto: Andrea Hesse
Viele Wegbegleiter*innen feierten den Verabschiedungsgottesdienst mit Anna Thumser in der Elisabethkirche. Foto: Andrea Hesse
"Lasst uns das mal in schön machen" – manche Szene im Gottesdienst sorgte für herzhaftes Gelächter. Foto: Andrea Hesse
"Lasst uns das mal in schön machen" – manche Szene im Gottesdienst sorgte für herzhaftes Gelächter. Foto: Andrea Hesse
Mit langem Applaus dankte die Evangelische Jugend Anna Thumser für ihr Engagement. Foto: Andrea Hesse
Mit langem Applaus dankte die Evangelische Jugend Anna Thumser für ihr Engagement. Foto: Andrea Hesse

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