Am wichtigsten war das Gemeinschaftsgefühl

Das Jugendfestival in Elze ist „ein einzigartiges Projekt“

Zum Abschluss des Jugendgottesdienstes gab es Riesenapplaus vom Orga-Team für Kirchenkreisjugendwartin Anne Basedau (rechts). Foto: Andrea Hesse

„Ich finde es unglaublich, mit wieviel Liebe, Zuverlässigkeit, Souveränität und Flexibilität das alles hier geplant und organisiert wurde“, erklärte Anne Basedau am Ende des Abschlussgottesdienstes beim 2. Jugendfestival in Elze. Luis Beimfohr vom Orga-Team des Festivals gab den Dank gerne an die Jugendwartin des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen zurück: „Danke, dass du uns so ernst nimmst und immer ehrlich mit uns bist – du bist wirklich eine Power-Diakonin“, erklärte er unter dem Applaus von mehr als 200 jungen Menschen.

Von Freitag bis Sonntag wurde das 2. Jugendfestival auf dem Gelände der evangelischen Auferstehungsgemeinde im Wedemärker Ortsteil Elze gefeiert; eingeladen waren junge Menschen ab 13 Jahren. Schon vor gut einem Jahr hatte ein 50-köpfiges Orga-Team mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Evangelischen Jugend der Kirchenkreise Burgwedel-Langenhagen und Burgdorf mit den Planungen begonnen und klugerweise die Arbeit auf viele Schultern verteilt. So war das Angebot groß: jede Menge Musik, Workshops und Kreativangebote, ein Poetry Slam, Andachten und ein Jugendgottesdienst, Zeit für Gemeinschaftserlebnisse, vegetarische oder vegane Verpflegung und die Übernachtung in großen Zelten. Möglich wurde dies durch die finanzielle Unterstützung der Heinrich-Damman-Stiftung und ganz viel Nachbarschaftshilfe. So sorgte die DLRG Wedemark für den Sanitätsdienst und kühlte die eine oder andere Prellung, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und die Landjugend kümmerten sich um frische Pommes, und örtliche Handwerksbetriebe halfen mit technischer Unterstützung.

Chiara (links) und Marit fühlen sich für ihre Aufgabe als Festival-Seelsorgerinnen gut vorbereitet. Foto: Andrea Hesse
Chiara (links) und Marit fühlen sich für ihre Aufgabe als Festival-Seelsorgerinnen gut vorbereitet. Foto: Andrea Hesse

Während die rund 160 Teilnehmer*innen des Festivals und einige Tagesgäste überwiegend aus Orten in den Kirchenkreisen Burgwedel-Langenhagen und Burgdorf kamen, waren Pia und Jasmin extra aus Lokstedt angereist. Sie hatten über Instagram vom Festival erfahren und freuten sich, dass sie sich hier kreativ mit ihrem Glauben beschäftigen konnten. Andere Jugendliche lobten hingegen, dass es so gar nicht „churchy“ war – die tolle Gemeinschaft und die Musik seien hier einfach das Allerwichtigste.

Chiara und Marit, beide 17 Jahre alt, hatten gemeinsam mit sechs weiteren Teamer*innen für das Festival eine besondere Aufgabe übernommen: Sie trugen, in Schichten eingeteilt, pinkfarbene Westen mit dem Aufdruck „Festival-Seelsorge“ und hatten sich gut auf diesen Dienst vorbereitet. „Wir haben den Aufbaukurs zur Peer-to-Peer-Seelsorge absolviert und fühlen uns gut aufgestellt“, erklärten beide. Zudem stand Maik Schwarz, Pastor der Auferstehungskirchengemeinde, im Hintergrund bereit, um die ehrenamtlichen jungen Seelsorgerinnen bei Bedarf zu unterstützen.

Arnold Kirchner (vorne) beeindruckte Kim Jördens (von links), Djenabou Diallo-Hartmann, Maik Schwarz und Hanne Wöhler. Foto: Andrea Hesse
Arnold Kirchner (vorne) beeindruckte Kim Jördens (von links), Djenabou Diallo-Hartmann, Maik Schwarz und Hanne Wöhler. Foto: Andrea Hesse

In einem bunten Zirkuszelt bat das Team für den Kirchentag 2025 um Ideen für Themen, Formate und Veranstaltungen für das Großereignis in Hannover – und erlebte kleine Überraschungen: Erwartungsgemäß gab es viel Zustimmung für die Themen Umwelt- und Klimaschutz, LGBTQR+ und Antirassismus; ebenso viele Punkte aber auch für den ursprünglich nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag „Einfach mal fallen lassen: Gottesdienst im Bällebad“.

Eine Überraschung erlebten auch Djenabou Diallo-Hartmann, Landtagsabgeordnete der Grünen, und die Teilnehmer*innen ihres Workshops „Niedersachsen rassismuskritisch aufstellen“: Unerwartet gesellte sich Arnold Kirchner zu ihnen. Der fast 100-Jährige aus Elze, der mit Überzeugung in den Zweiten Weltkrieg gezogen war und das Ende des Krieges an der Front erlebte, beeindruckte sie alle mit seinem einleitenden Satz: „Ich bin hier, um zu hören, was wir damals alles falsch gemacht haben.“

Am Abend servierten die acht Teilnehmer*innen eines Koch-Workshops mit Maisa Wadi-Schwarz auf dem Festivalgelände dann verschiedene fantasievolle vegetarische Gerichte, die sie zuvor in der Küche des Pfarrhauses zubereitet hatten. „Ich möchte die jungen Leute empowern, indem ich ihnen zeige, wie einfach sich Gerichte aus guten Zutaten zubereiten lassen“, erklärte Wadi-Schwarz.

Superintendent Dirk Jonas (links) verabschiedete Reni Kruckemeyer-Zettel und führte Maik Schwarz in seinen Dienst als Jugendpastor ein. Foto: Andrea Hesse
Superintendent Dirk Jonas (links) verabschiedete Reni Kruckemeyer-Zettel und führte Maik Schwarz in seinen Dienst als Jugendpastor ein. Foto: Andrea Hesse

Nach zwei Abenden voller Musik verschiedener Bands füllte sich der Rasen zwischen Pfarrhaus und Pfarrscheune am Sonntagvormittag zum abschließenden Jugendgottesdienst dann noch einmal mit jungen Menschen und Besucher*innen aus dem Ort. Superintendent Dirk Jonas verabschiedete Pastorin Reni Kruckemeyer-Zettel, die zehn Jahre lang als Jugendpastorin im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen tätig gewesen war. „Du hast dieser Aufgabe deine Farben gegeben: engagiert und lustvoll, zugewandt und nah dran, mit eigenen Ideen und im Zusammenspiel vor allem mit den Jugendlichen“, so Jonas. Direkt im Anschluss führte er Maik Schwarz als neuen Jugendpastor in seinen Dienst ein und erklärte dazu, eine solche Einführung bei einer Beauftragung sei gar nicht selbstverständlich und werde nur bei Jugendpastor*innen gemacht: „Das unterstreicht, dass diese Arbeit uns als Kirche besonders wichtig und wertvoll ist.“

Die Kirchenkreisband Sound Factory begleitete den Gottesdienst musikalisch und machte mit ihrem Festival-Song „So wie du bist“ und anderen, oft selbstgeschriebenen Stücken ein Fest der Gemeinschaft aus diesem Vormittag. Das Mitsingen war dabei nicht schwer: Jens Krieger-Juhnke, 18-jähriger Teamer aus Uetze, hatte zuvor eine App programmiert, in der neben vielen nützlichen Tipps zum Jugendfestival auch alle Liedertexte zu finden waren.

„Das Projekt Jugendfestival ist einzigartig – es gibt kein vergleichbares in unserer Landeskirche“, hatte am Tag zuvor Landesbischof Ralf Meister bei einem Überraschungsbesuch auf dem Festivalgelände erklärt. Recht hat er!

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